Dein Kopf rattert und rattert auf der Suche nach der einen genialen Idee.
Doch dir will einfach nichts einfallen. Stattdessen kreisen deine Gedanken um ganz andere Dinge: um deine Steuererklärung, um ein Buch dass dich inspiriert hat. Um all die To Dos die du aufgeschrieben hast. Deinen Workshop, denn du noch zusammenbauen musst …..und und und. Deine Augen tränen und die Buchstaben am PC verschwimmen total. Dein Hirn ist leer und dein Körper schmerzt. Du bist leer, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir werden den ganzen Tag berieselt. Sei es mit Musik, Nachrichten und unnötigen Posts und Mails die wir verfolgen.
Kennst du diese Situation auch?
Wie oft hast du schon erlebt, dass du mit Druck etwas ins Rollen bringen willst und es geht und geht einfach nicht? Und dann eines Morgens stehst du auf mit einem Geistesblitz, und spürst sofort, ja genau dass ist es, was du die ganze Zeit immer gesucht hast. Ist es Zauberei, dass, wenn DU am wenigsten damit rechnest, aufeinmal die zündende Idee kommt? Nein es ist bewiesen, dass der Mensch im Zustand der totalen Entspannung am kreativsten und entspanntesten ist. Wir kennen aber die totale Entspannung meist nicht mehr. Es wurde uns in Kindheitstagen als Faulheit angelastet, wenn wir mit träumenden Augen dasaßen. Mir ging es jedenfalls so. Mir war auch beim Träumen nie langweilig.
In diesem Zusammenhang kommen wir zur Musse!
Muße braucht Zeit und die richtige Haltung. Aber was bedeutet Muße überhaupt? Früher verstand man darunter die Zeit, in der man nicht gearbeitet hat. Heute definiert der Duden Muße als „freie Zeit und Ruhe, um etwas zu tun, was den eigenen Interessen entspricht“. Muße ist also gleich Freizeit, aber nicht jede Freizeit ist Muße. Muße braucht Zeit, so viel steht fest. Entscheidend ist allerdings nicht, dass es sich dabei um freie Zeit handelt, sondern, dass man sie frei einteilen darf. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die freie Zeiteinteilung ein wesentlicher Faktor ist, wie gestresst oder entspannt sich Menschen fühlen. Je freier du über deine Zeit bestimmen kannst, desto niedriger wird dein Stresslevel und desto kleiner das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte. Tatsächlich kann jemand, der seinen Beruf liebt und völlig in seiner Tätigkeit aufgeht, auch Arbeitszeit als Muße empfinden, wenn er seine Zeit frei einteilen kann.
Muße ist die Zeit, die ihren Wert in sich selbst trägt und keinem festgelegten Zweck dient. Du keine Erwartungshaltung hast.
Vergiss also den Sinn und Zweck deiner Tätigkeit. Damit dir das gelingt, musst du dich zunächst von dem Gedanken befreien, andauernd nach Optimierung zu streben. Ein Buch zu lesen kann z.B. eine wunderbare Form von Müßiggang sein – aber nur, wenn du dabei nicht ständig darüber nachdenkst, ob es nicht vielleicht noch bessere Literatur zum Thema gäbe. Als ich ein Kind war, habe ich meine Mutter in den Wahnsinn getrieben wenn ich ein Buch las. Zum einen habe ich von meinem Umfeld nichts mehr wahrgenommen (ein eigenes Zimmer gabs damals noch nicht), zum anderen habe ich bis in die frühen Morgenstunden gelesen. Dies kann ich übrigens heute noch, wenn ein Buch mich fesselt.
Bestimme also so weit wie möglich selbst über die Einteilung deiner Zeit und konzentriere dich dann voll und ganz auf den Moment.
Damit sich das Gehirn zwischendurch entspannen kann, braucht es daher regelmäßige Ruhepausen. Der Reiz- und Informationsüberfluss führt zu Zeitmangel und Unzufriedenheit. Untätigkeit gibt dem Gehirn Zeit für Selbstbeschäftigung und fördert damit die Kreativität. Durch die Reorganisation der Neuronen-Verbindungen können neue Zusammenhänge erschlossen und frische Ideen erzeugt werden. Nichts gegen intensives Grübeln – viele gute Ideen entstehen durch Nachdenken –, aber man kann es eben auch übertreiben. Manchmal sei es tatsächlich effektiver, gar nichts zu tun und das Gehirn ausnahmsweise sich selbst zu überlassen,
Meditation ist eine Form der Muße und hilft dabei, selbstbestimmter zu leben. Ja, Meditation, Yoga und Achtsamkeit sind zurzeit der letzte Schrei. Aber nur weil etwas im Trend liegt, muss es sich ja nicht zwangsläufig um Schabernack handeln. Was die Meditation angeht, ist der Hype durchaus berechtigt. Inzwischen haben verschiedene Studien gezeigt, dass sich meditative Praktiken positiv auf das Gehirn und seine neuronalen Verbindungen auswirken
Die Hauptsache bei der Meditation ist, dass man sich ganz und gar auf das konzentriert, was man gerade tut, z.B. atmen. Es geht darum, sich von äußeren Reizen unabhängig zu machen und alle Aufmerksamkeit auf eine einzige Sache zu richten. Dabei kommt es nicht so sehr drauf an, was man konkret gerade tut oder denkt. Das heißt: Es ist nicht zwingend notwendig, im Schneidersitz dazusitzen und Klangschalen-Musik zu hören. Auch Aktivitäten wie malen oder tanzen können eine meditative Wirkung entfalten.
Wenn es dir gelingt, jene Konzentration und Unabhängigkeit zu erreichen, von der hier die Rede ist, stellt sich ein Zustand innerer Ruhe und Zufriedenheit ein. Du trainierst deine Selbstkontrolle und deine Konzentrationsfähigkeit, du wappnest dich gegen die alltägliche Reizüberflutung und du gewinnst Unabhängigkeit von deiner hektischen Umwelt.
Muße und Langeweile haben einiges miteinander gemein und sind doch sehr verschieden. Erstens: Muße muss nicht öde sein. Und zweitens: Muße kommt nicht von alleine auf, sondern tritt als Ergebnis einer bewussten Vertiefung ein. Muße ist eine Entscheidung und erfordert Selbstverantwortung. Um zu mehr Ruhe und Gelassenheit zu gelangen, musst du deinen Weg dorthin gut planen und deine Prioritäten ordnen. Dabei kann es hilfreich sein, schriftlich festzuhalten, was genau du ändern willst. Welche Gewohnheiten gilt es abzulegen und was für Hindernisse erwartest du in deiner Entwicklung? Darüber hinaus sollte man sich darüber bewusst sein, dass Muße nicht immer umsonst zu haben ist. Manchmal kostet es viel mehr Überwindung und Rechtfertigungen, sich in der hektischen Leistungsgesellschaft Zeit für Muße zu verschaffen.
Daher ist es unabdinglich, dass du lernst, Nein zu sagen. Nein zur Zusatzaufgabe, Nein zum Wochenendtermin und manchmal auch Nein zur übergroßen Auswahl. Muße erfordert nämlich Beschränkung. Wer müßig gehen will, kann nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen und sich auch nicht ständig fragen, auf welche Hochzeit er als Nächstes gehen sollte.
Muße ist nichts, was man sich kaufen oder erarbeiten kann. Für Muße muss man sich entscheiden – und das ist manchmal das Allerschwerste. Wenn du es schaffst, den unendlichen Möglichkeiten zu entsagen, wenn du deine Tätigkeit um ihrer selbst willen liebst und nicht ständig an verpasste Chancen denkst, dann wirst du Muße erleben und zu mehr Ruhe und Ausgeglichenheit gelangen.
Kurz gesagt: Fülle dein Leben mit Dingen und Aktivitäten, die für dich persönlich Sinn ergeben, liebe das was du tust und sei achtsam mit deiner Zeiteinteilung.
Was das genau ist, kannst nur du selbst beantworten. Deshalb lade ich dich zum Abschluss dazu ein, dir in einer ruhigen Minute folgende Frage zu stellen:
„Wofür stehe ich eigentlich jeden Morgen auf?“